Service an Tankstellen

Der Konkurrenzdruck im Sprit-Gewerbe wird immer härter. In den Ballungszentren reiht sich oft eine Tankstelle an die andere. Während der letzten drei Jahrzehnte mussten zwei von drei Pächtern oder Eigentümern das Handtuch werfen. Der Kunde entscheidet, an welcher Zapfsäule er hellt.

Service an der TankstelleAn den Tankstellen muss man sich also etwas einfallen lassen, wenn man überleben will.
Ein Beispiel: An einer Tankstelle in Hamburg, an der Autobahn in Richtung Norden.
Nette Jungs sorgen dort, zum Erstaunen der Autofahrer, für "Service pur" - trotz Selbstbedienung beim Tanken.

Ein Sprit-Konzern und ein PR-Fachmann hatten den "Dienst am Kunden" eingefädelt. Versuchsweise vorerst, um zu sehen, wie der Service ankommt.

Die Resonanz bei den Kunden ist positiv:
"Ich finde das prima - weil, ich selber mache das nicht so gern! - Super - bin völlig platt! - Finde ich eine gute Idee! - Nur mit Service kommt man weiter!"

Service rund ums Auto - das ist die Haupteinnahmequelle. Aber immer mehr Tankstellen bieten noch mehr. Dort kann man auch für den täglichen Bedarf einkaufen - ohne auf die Ladenschlußzeiten Rücksicht nehmen zu müssen. Wenn die Zeit knapp, aber der Kühlschrank leer ist, reicht das Warenangebot alle mal aus. Qualität und Preis haben sich mittlerweile dem Supermarktniveau angepasst. Die Pioniertage des Nebenbei-Verkaufs an der Tankstelle sind vorbei.

Der Arbeitswissenschaftler Prof. Constantin Kinias erklärt:
"Die klassische Tankstelle, so wie wir sie früher kannten - wo getankt wurde - die gibt es nicht mehr. Heute gibt es einen Shop mit angegliederter Tankstelle. Früher fuhr man zur Tankstelle, weil man tanken wollte - heute geht man zum " Tante-Esso-Laden".

Das Angebot des schnellen Einkaufs kommt Vielen gelegen: Müttern mit Haushalt und Job, Singles und Pendlern. Mal eben Zuhause anrufen dass es später wird, mal eben etwas Geld abheben für das Wochenende, eine Zeitung mitnehmen und den Kühlschrank nachfüllen. Auto-Mobilität als Merkmal unserer Zeit. Die Tankstellen stellen sich zunehmend darauf ein, damit die Zeit nicht an ihnen vorbei rauscht.


SWR-Online 19. September 1998

Fenster schliessen